Einleitung
1. Vorbemerkung

Der vorliegende Nachlass von Friedrich Karl Kaul gelangte in mehreren Etappen in das Archiv. Bereits 1978 übergab F. K. Kaul erste Unterlagen an das Zentrale Parteiarchiv der SED. Nach seinem Ableben wurden die bis dahin im Archiv verwahrten Unterlagen in den Jahren 1981 und 1982 durch Schriftgut aus dem Anwaltsbüro des Nachlassers ergänzt. Nach der Einbringung des Nachlasses in die Stiftung im Jahre 1993 erfolgte im Jahr 1999 die letzte Übergabe von Schriftgut durch die ehemaligen Anwaltskollegen von F. K. Kaul.

Aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Zentralen Staatsarchiv der DDR und dem Zentralen Parteiarchiv der SED aus dem Jahre 1983 wurde v. a. das Schriftgut zu Strafprozessen gegen Nazi- und Kriegsverbrecher in der Bundesrepublik Deutschland an das Zentrale Staatsarchiv der DDR bzw. die Abteilung DDR im Bundesarchiv übergeben. Dieses (insgesamt rund 57 lfm) wird dort ebenfalls als Nachlass (N 2503) verwahrt.

Nach der abschließenden Bearbeitung umfasst der in der Stiftung verwahrte Nachlassteil 374 Akteneinheiten mit einem Umfang von 7 lfm. Darin befinden sich Dokumente und Materialien aus der Zeit von 1903-1981.
Neben den vor allem vorhandenen Unterlagen aus seiner beruflichen Tätigkeit als Anwalt in Prozessen gegen die KPD und andere Organisationen sowie Mitgliedern der KPD, der FDJ und der VVN vor Gerichten der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) werden auch einige biographische und persönliche Dokumente sowie Materialien und Manuskripte aus seiner wissenschaftlichen und schriftstellerischen Tätigkeit verwahrt.
Fotos und Fotoalben wurden an das Bildarchiv der Stiftung übergeben.

Die Benutzung des Nachlasses erfolgt auf der Grundlage des Bundesarchivgesetzes und unterliegt keinen anderen Beschränkungen als der Beachtung von Persönlichkeitsschutzrechten Betroffener und schutzwürdigen Belangen Dritter.
Bei Veröffentlichungen ist wie folgt zu zitieren: BArch NY 4238/1 (Beispiel für die Zitierung der Akte mit der Nr. 1).

Mareike Wulfert


2. Biographische Daten

21. Feb. 1906 in Posen/Polen geboren

1925-1929 Studium der Rechtswissenschaft in Berlin und Heidelberg

1932 Promotion

1932 Eintritt in die KPD

1933 Entlassung aus dem Justizdienst wegen jüdischer Abstammung, danach als Versicherungsvertreter und Rechtskonsulent tätig

1935-1936 Inhaftierung in den KZ Lichtenburg und Dachau

1937 Emigration nach Columbien, später Panama, Honduras, Nicaragua und USA

1939 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft

1941-1945 Internierung im Antinazi-Camp Kennedy/Texas

Sept. 1945 Rückkehr nach Deutschland

1946 Mitglied der SED

1946 Referendar und Hilfsrichter am LG Berlin

1946-1953 Justitiar des Berliner Rundfunks, ab 1953 Chefjustitiar der Staatlichen Komitees für Rundfunk und Fernsehen

Nov. 1947 Assessorenexamen

1949 Zulassung zum Rechtsanwalt in Ost- und Westberlin

1956 Hauptprozessbevollmächtigter im KPD-Verbots-Prozess vor dem Bundesverfassungsgericht

1964-1966 Nebenklägervertreter im Auschwitz-Prozess

1965 Ernennung zum Professor mit vollem Lehrauftrag und Direktor des Instituts für zeitgenössische Rechtsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin

1965 Banner der Arbeit

1970 Nebenklägervertreter im Treblinka-Prozess

1970 Verdienstmedaille der NVA

1971 Vaterländischer Verdienstorden in Gold

1975 Stellvertretender Vorsitzender der internationalen Chile-Kommission

seit 1975 schriftstellerisch tätig, v. a. Kriminalromane, Hör-und Fernsehspiele; Moderator der Fernsehsendung "Prof. Dr. Kaul antwortet"

1981 Karl-Marx-Orden

16. Apr.1981 in Berlin verstorben

Quellen:

BArch NY 4238/ 1Ü
BArch DY 30/ IV 2/ 11/ v.2708
Anette Rosskopf: Friedrich Karl Kaul - Anwalt im geteilten Deutschland. Berlin 2002

Literatur von Friedrich Karl Kaul:

Ärzte in Auschwitz. Berlin 1968 (zusammen mit Winfried Matthäus)
Der blaue Aktendeckel. Berlin 1957
Der Fall des Herschel Grynszpan. Berlin 1965
Der Fall Eichmann. Berlin 1963
Der Ring. Kriminalroman. Berlin 1954
Der Verteidiger hat das Wort. Hier und drüben. Berlin 1978
Der Weg ins Nichts. Berlin 1955
Die Doppelschlinge. Roman eines Spielers. Berlin 1956
Die Vorladung. Ein Tag aus dem Leben des Rahel Leibowicz. Szenario eines Fernsehfilms. Berlin 1979
DINA. Die chilenische Gestapo. Berlin 1976
Doktor Sawade macht Karriere. Der Fall des Euthanasie-Arztes Dr. Heyde. Frankfurt am Main 1971
Ein Pitaval. Bd. 1: Zehn Kriminalfälle und Prozessberichte von 1894 bis 1925. Bd. 1. Berlin 1966
Ein Pitaval. Bd. 2: Zehn Kriminalfälle und Prozessberichte von 1926 bis 1964. Bd. 2. Berlin 1966
Es wird Zeit, dass du nach Hause kommst. Berlin 1959
Geschichte des Reichsgerichts. Bd. 4: 1933 - 1945. 1971
Ich fordere Freispruch. Berlin 1955
Ich fordere Freispruch. Westberliner Prozesse von 1949 - 1959. Berlin 1966
Ich klage an. Der berühmte DDR-Anwalt berichtet als Nebenkläger und Verteidiger in westdeutschen Strafprozessen. Berlin 1971
Ich sagte die Wahrheit. Lilly Wächter, ein Vorbild der deutschen Frauen im Kampf um den Frieden. Berlin 1952
In Robe und Krawatte. vor Gerichten der BRD. Berlin 1972
"... ist zu exekutieren!". Ein Steckbrief der deutschen Klassenjustiz. Berlin 1981
Justiz wird zum Verbrechen. Der Pitaval der Weimarer Republik. Berlin 1953
Kleiner Weimarer Pitaval. Berlin 1959
Menschen vor Gericht. Ein Pitaval aus unseren Tagen. Berlin 1981
Mord im Grunewald. Kriminalroman. Berlin 1953
Nazimordaktion T 4. Ein Bericht über die erste industriemässig durchgeführte Mordaktion des Naziregimes. Berlin 1973
Karlsruher Miniatur. Nur eine Dokumentation. Berlin um 1961
Prozesse, die Geschichte machten. Deutscher Pitaval von 1887 bis 1933. Berlin 1988
Rechtsfragen für dich und mich: fragt Professor Kaul - er antwortet. Berlin 1981
So wahr mir Gott helfe. Pitaval der Kaiserzeit. Berlin 1968
... und das von Rechts wegen. Berlin 1961
Über das Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands in der Bundesrepublik. Berlin 1956
Verdienen wir groß geschrieben. Berlin 1954
Von der Stadtvogtei bis Moabit. Ein Berliner Pitaval. Berlin 1965
Vornehme Leute. Der Bonner Pitaval. Berlin 1964
Watergate. Ein Menetekel für die USA. Berlin 1976

Bildnachweis:
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