1. Zur Geschichte der Gewerkschaft
Die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" wurde 1950 gegründet. Sie ging organisatorisch aus der zwischen 1946 und 1950
bestehenden "Gewerkschaft der Lehrer und Erziehung" hervor. Diese wurde parallel zur Gründung des FDGB auf der Delegiertenkonferenz
im Februar 1946 aufgebaut und war von Beginn an eine unselbständige Untergliederung. In der DDR waren die FDGB-Mitglieder
nach dem Prinzip "ein Betrieb, eine Gewerkschaft" organisiert. Die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" war dabei die Fachabteilung
für LehrerInnen und LeiterInnen an staatlichen und privaten Schulen, KindergärtnerInnen, Turn- und SportlehrerInnen und in
der Schulverwaltung tätige und war im Zusammenschluß der Lehrergewerkschaften im Weltgewerkschaftsbund (F.I.S.E.) organisiert.
In ihrer ersten Satzung (22.5.1946) setzte sich die "Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher" ihren Schwerpunkt in der "Bekämpfung
aller faschistischen, militaristischen und imperialistischen Bestrebungen". Durch ihre Tätigkeit wollte sie die allgemeine
Volksbildung über den Ausbau des öffentlichen Schulwesens fördern. Sie sah es zu dieser Zeit als ihre Aufgabe an, innerhalb
dieses Prozesses mit gewerkschaftlichen Mitteln die wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Interessen ihrer Mitglieder wahrzunehmen.
1948 wurde der FDGB und damit auch die "Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher" in den "Block der antifaschistischen Parteien
und Massenorganisation" miteinbezogen. Im selben Jahr wurden auf Beschluß der Bitterfelder Konferenz die Betriebsräte aufgelöst
und ihre Rechte auf die Gewerkschaftsleitungen vor Ort übertragen. 1950 wurde die "politische Führungsrolle" der SED anerkannt
und die Einzelgewerkschaften des FDGB verpflichteten sich als "Schule der Demokratie und Sozialismus" zu wirken. Damit wurde
auch die "Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher" zu einem Bestandteil der "Massenorganisationen" und damit zu einem Transmissionsriemen
der SED-Politik. Bei Verordnungen und Gesetzen zur Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftsgestaltung wurde der FDGB bzw. die Einzelgewerkschaften
als Mitiniator genannt. Der FDGB blieb aber bis zum 17. Juni 1953 aufgrund ineffizienter Strukturen gegenüber seinen Mitgliedern
eine durchsetzungsschwache Organisation. Übereinstimmend hoben die Bezirks-, Zentralvorstände der Industriegewerkschaften
und die Bezirksvorstände des FDGB die ungenügende Gewerkschaftsarbeit als wesentliche Ursache der Protestaktion hervor. Nach
dem 17. Juni 1953 wurde im Zuge des "Neuen Kurses" die Vertretung der sozialen und materiellen Interessen der Mitglieder gegenüber
der SED stärker betont und den Forderungen nach Erhöhung der Sozialleistungen Nachdruck verliehen. Die Gewerkschaften entwickelten
sich so zu einer wichtigen Organisation der Integration der Beschäftigten in die Staatsordnung der DDR. Im Zuge dieser Entwicklung
wurden diese ab 1956 zum alleinigem Träger der Sozialversicherung, die sie bereits seit 1951 geleitet und kontrolliert hatten.
Mit dem seit 1947 aufgebauten "Feriendienst" und den dazu gehörenden Heimen und anderen Einrichtungen wurde der FDGB zum größten
Urlaubsorganisator. Über die Vergabe der Plätze entschieden die jeweils zuständigen Gewerkschaftsleitungen. Schiffsreisen
und die meisten "Interhotel" Plätze wurden als Auszeichnungen vergeben. Seit 1954 wurden auch die "Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften"
unterstützt und damit ebenso Einfluß auf die Wohnungsvergabe gewonnen. Die Gewerkschaften entwickelten sich so zu einer der
tragenden Säulen der DDR und stabilisierten sie. Die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" wirkte maßgeblich über die Schulung
ihrer Mitglieder zur "sozialistischen Erziehung" im Sinne des SED-Programms zur Erzeugung einer staatstreuen Schülerschaft
bei. In den 80er Jahren wurden die Konflikte zwischen Staatsinteresse und Durchsetzung des Interesses nach besserer Versorgung,
Freizügigkeit, besseren Arbeitsbedingungen und Änderungen des Lohnsystems wieder stärker. Nach der Wiedervereinigung wurde
am 20. Oktober 1990 die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" mit Wirkung vom 31. Oktober 1990 an aufgelöst. Der größte
Teil der Mitglieder wechselte zur GEW bzw. zur ÖTV. Die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" hatte 574.913 Mitglieder im
Januar 1989.
1.1 Organisatorischer Aufbau
Bis 1952 war die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" in Landesverbände und Kreisgruppen gegliedert, die durch den Zentralvorstand
geleitet wurden. Mit der Auflösung der Länder in Bezirke wurde die Verwaltungshierachie nach dem Territorialprinzip in Kreis-,
Bezirks- und Zentralvorstände neu formiert. Die Vorstände wurden durch Delegierte für die jeweilige Amtsperiode gewählt. Diese
Gremien selber waren nur mit Fragen ganz besonderer Art ihres Arbeitszweiges befaßt. Bei ihrer Arbeit wurden sie von den auf
der gleichen Ebene tätigen FDGB-Organen angeleitet. Die "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung" war dabei verpflichtet, die
Beschlüsse des FDGB-Bundesvorstandes als Fachgewerkschaft umzusetzen. Die Gremien mußten mit den Fachorganen der Rats-, Bezirks
oder Kreisverwaltung kooperativ zusammenarbeiten. Die Finanz- und Beitragshochheit lag in den Händen des zuständigen Organs
des FDGB und wurde durch Bundesvorstand-Beschluß abgesegnet.
Nach dem Statut war das höchste Organ die Zentraldelegiertenkonferenz, die zunächst alle vier Jahre und ab 1977 alle fünf
Jahre zusammenkamen und den Zentralvorstand wählten. Die eigentliche innerorganisatorische Leitung lag bei den jeweiligen
Sekretariaten. Das Prinzip des "Demokratischen Zentralismus" führte dazu, daß die gewählten Funktionäre von der jeweils übergeordneten
Gewerkschaftsleitung bestätigt werden mußten. Selbst die in den höchsten Gremien tätigen Funktionäre der "Gewerkschaft Unterricht
und Erziehung" mußten von den auf gleicher oder höherer Ebene tätigen FDGB-Vorständen bestätigt werden.
Der Zentralvorstand gliederte sich nach seinen Funktionen in folgende Abteilungen auf.
Sekretariat
Jugend / Frauen
Organisation
Kader
Arbeit
Sozialpolitik
Feriendienst
Arbeitsschutz
Agitation und Propaganda
Kultur
Finanzen
Unterrichts- und Erziehungsarbeit
Schulpolitik und Pädagogik
Internationale Verbindung
Der Zentralvorstand wurde durch die Zentraldelegiertenkonferenz gewählt und trat alle drei Monate zusammen (jeweils die letzte
Woche im zweiten Vierteljahrsmonat). Das Lenkungsorgan des Zentralvorstandes war der Geschäftsführende Vorstand. Die geschäftsführenden
Vorstände wurden jedoch 1950 aufgelöst und deren Funktion übernahm das schon vorher eingerichtete Sekretariat. Dieses bestand
aus dem 1. und 2. Vorsitzenden und 5 weiteren Personen und traf sich jede Woche Dienstags zur Sekretariatssitzung. Es war
ab 4 anwesenden Personen beschlußfähig und die eigentliche Lenkungsinstanz des Zentralvorstandes. Die Abteilungsleiter arbeiteten
im Auftrag des Sekretariats. Die Leitung erfolgte später dann direkt über zuständige Sekretäre. Bei Problemen der Zuständigkeit
der immer wieder umgruppierten Abteilungen griff das Sekretariat direkt koordinierend ein. Posteingang und Postausgang erfolgten
über die Poststelle, die dem Sekretariat direkt untergeordnet war. Rundschreiben, Instruktionen und Hinweise mußten ebenso
durch das Sekretariat erst autorisiert werden. Instrukteure berichteten in ihren Instrukteursberichten dem Sekretariat über
die Arbeit in den Gewerkschaftsleitungen, die so kontrolliert wurden. Das Büro des Sekretariats unterstand dem Vorsitzenden
und unterstützte und kontrollierte die Beschlußumsetzung, erledigte die organisatorischen Vorbereitungen von Tagungen, Konferenzen
und Beratungen des Zentralvorstandes. Der persönliche Referent des Vorsitzenden unterstützte den Vorsitzenden und leitete
das Büro und hatte das Kontrollrecht über die Abteilungen. Ab 1959 bestand neben dem Sekretariat ein Präsidium, daß neben
dem Sekretariat die ständige Arbeit lenkte. Das Präsidium sollte die Gewerkschaftsarbeit leiten und das Sekretariat für die
operative Arbeit verantwortlich sein. Die eigentliche Führung lag jedoch weiter in den Händen des Sekretariats. Das Präsidium
wurde 1982 als Institution aufgelöst. 1990 ist das Sekretariat wieder als Geschäftsführender Vorstand tätig.
Die Abteilungen bereiteten die Beschlüsse des Sekretariats und des Präsidiums vor und verwirklichten sie anschließend. Der
Tätigkeitsbereich der immer wieder umgruppierten Abteilungen wurde vom Sekretariat festgelegt. So war beispielsweise in der
Abteilung Schulung neben der Organisation von Schulungen auch für Kultur- und Erziehungs- und Presse- und Rundfunkarbeit zuständig.
Diese Zuständigkeiten wurden später ausgegliedert. Die Abteilungsleiter waren verpflichtet alle 14 Tage Abteilungsbesprechungen
durchzuführen und mußten ständig über besondere Probleme dem Sekretariat berichten.
Die Kommissionen dienten der stärkeren Einbeziehung ehrenamtlicher Funktionäre in die Leitungstätigkeiten. Die Mitarbeit der
Mitglieder und Kandidaten des Zentralvorstands in den Kommissionen war eine ihrer Hauptaufgaben zwischen den Zentralvorstandssitzungen.
Die Arbeitspläne mußten durch das Präsidium bestätigt werden und bei ihrer Arbeit waren sie zu ständigen Berichten an das
Präsidium verpflichtet. Untersuchungen zur Vorbereitung von Beschlüssen wurden langfristig von den jeweiligen Kommissionen
geplant und mußten mit dem Präsidium und mit den zuständigen Organe der SED, der Regierung und des FDGB abgestimmt werden.
Vorsitz der Kommissionen sollte in der Regel Mitglieder des Präsidiums übernehmen. Das Präsidium koordinierte die Arbeit der
Kommissionen.
Die Gewerkschaftsbasis war in "Schulgewerkschaftsgruppen" (SGG) organisiert, die sich eine "Schulgewerkschaftsleitung" (SGL)
wählten.
1.2 Vorsitzende der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung
Richard Schallock,1946-1949
Karl Ellrich, 1949-1953
Alfred Wilke, 1955-1962
Paul Ruhig, 1964-1985
Helga Labs, 1985-1989
Friedhelm Busse, 1989-1990
1.3 Organ der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung
Zwischen Januar 1947 und Juli 1952 wurde der "Volkslehrer" herausgegeben, der ab 1964 wieder als Informationsblatt erschien
aber nach einigen Jahren wieder eingestellt wurde.
Zusammen mit dem "Ministerium für Volksbildung" wurde die Wochenzeitung "Deutsche Lehrerzeitung" herausgegeben.
Ab März 1956 wurde die internationalen Zeitschrift "Lehrer der Welt" in deutscher Sprache herausgegeben. Seit 1965 gab die
Gewerkschaft Unterricht und Erziehung für die F.I.S.E. die internationale Zeitschrift "Lehrer der Welt" in deutscher, englischer
und französischer Sprache heraus. (seit 1978 auch auf spanisch)
Zusammen mit dem Ministerium für Volksbildung wurde die Schriftenreihe "Aus den Erfahrungen erfolgreicher Pädagogen" herausgegeben
2. Bedeutung des Bestandes
Als Organisation der im Bereich Unterricht und Erziehung Tätigen, ist der Bestand eine Ergänzung für Forschungen über das
Bildungs- und Erziehungswesen in der DDR. Die Protokolle und Materialien der Zentraldelegiertenkonferenzen von 1946 (Gründungskonferenz),
sowie die Serie der Zentralvorstands-, Präsidiums- und Sekretariatssitzungen (wobei die Protokolle der Sekretariatssitzungen
zw. Mai 1962 und Sept. 1966 fehlen) spiegeln die Tätigkeit des Zentralvorstandes wieder. Für die Neuaufbau des Bildungswesen
in der SBZ nach 1945 sind die Unterlagen über die Gründung des Verbandes bedeutend (Gründung und Entwicklung DY 51/1). Diese
Akte umfaßt den Gründungsaufruf vom 21. August 1945, die Vertreterhauptversammlung vom 8. Dezember 1945 sowie die Pläne zur
"Demokratischen Schulreform". In den Berichten der Gewerkschaftsgruppen vor Ort läßt sich das Leben in der Schule aber auch
der Konflikte, wie Entlassungen von Lehrern und Schülern rekonstruieren. Das Schulungsmaterial (als Lektionen bezeichnet)
macht deutlich wie die Lehrerschaft in die Entwicklung des Sozialistischen Staatsbürgers einbezogen wurde. Das Schulungsmaterial
waren die Schriften des Marxismus-Leninismus und das damit verbundene pädagogische Konzept, das in der Sowjetunion entwickelt
wurde. Für Forschungsvorhaben zur Geschichte der gewerkschaftlichen Lehrerverbände hat der Bestand nicht nur etwas zur "Gewerkschaft
Unterricht und Erziehung" zu bieten, der "Arbeitskreis verdienten Gewerkschaftsveteranen" forschte zur Geschichte einzelner
sozialistische orientierter Lehrer und zu den historischen Lehrerverbänden. In diesem Zusammenhang befindet sich auch ein
handschriftliches Manuskript von 1948 zur Geschichte des Deutschen Lehrervereins von Otto Prahl im Bestand (DY 51/1550 u.
1550a). Die Unterlagen des "Büros für deutsche Gewerkschaftseinheit" aber auch aus der Abteilung "Internationale Verbindung"
lassen einen Einblick in die zunächst interzonale Tätigkeit und später in die Arbeit in der Bundesrepublik erkennen. Umfangreiche
und zum Teil sehr frühe Unterlagen liegen auch über die Tätigkeit in der Internationalen Lehrervereinigung im WGB, die F.I.S.E.
vor. Einen ersten Überblick über diese Institution bietet ein unveröffentlichtes Manuskript von 1952 über die Geschichte dieser
Internationalen Lehrervereinigung (DY 51/322). Über den Prozeß der Auflösung 1990 lassen sich Informationen aus dem stenografischen
Protokoll der letzten Zentraldelegiertenkonferenz vom Februar 1990, aber auch aus den Protokollen der letzten Zentralvorstands-
und Sekretariatssitzungen finden.
3. Geschichte des Bestandes
Zwischen 1947 und 1951 unterhielt der Zentralvorstand ein "Aktenarchiv", das einem Verwaltungsarchiv glich. Es übernahm das
Schriftgut aus den Abteilungen des Zentralvorstandes und archivierte Protokolle und Beschlüsse wichtiger Konferenzen und Tagungen.
1949 wurde im Zentralvorstand ein dreistufig gegliederter, an der Struktur orientierter Aktenplan eingeführt (Großbuchstaben,
römische und arabische Ziffern), der ca. 150 Positionen zuließ. Der Aktenplan blieb bis Anfang der 50er Jahre im Gebrauch
und begünstigte in Folge seiner Kompliziertheit eine starke Mehrfachüberlieferung. Dominant blieb die Bildung von Sachakten
kombiniert mit Schriftstück- und Korrespondenzakten. Die Ablage erfolgte kaufmännisch. Beim Zentralvorstand existiert zwischen
1946 bis Mitte der 50er Jahre ein Archiv, welches in seinem Bestand eine Zeitungsausschnittsammlung, Protokolle und wichtige
Materialien des Zentralvorstandes gelagert hatte. Neben dem "Aktenarchiv" bestand in Leipzig zwischen 1945 und 1951 das "Archiv
der Lehrer und Erzieher" des Kreisvorstandes Leipzig. Dieses sammelte nicht nur das Verwaltungsschriftgut, sondern bemühte
sich ebenso um eine Überlieferungsbildung der Zeit vor 1933. Hier befanden sich neben den Unterlagen der verschiedenen Ausschüsse
vor allem die Protokolle den in Leipzig stattgefundenen Zentraldelegiertenkonferenzen (1947,1951) und der Pädagogischen Kongresse
(1946-1949). Das Zentralarchiv des FDGB stellte fest, daß diese Unterlagen in Form von Protokollen überwiegend im Bestand
fehlen und wahrscheinlich vernichtet worden sind.
Alle Archive der Zentralvorstände der IG/Gew. wurden 1951 aufgelöst. Dabei wurde ein Teil der gesammelten Materialien vernichtet
bzw. ging wegen unsachgemäßer Lagerung verloren. Der überwiegende Teil gelangte jedoch 1958 ins "Archiv der Zentralvorstände
beim Bundesvorstand des FDGB". Der Bestand des "Archivs der Lehrer und Erzieher" in Leipzig wurde zum Teil durch die Leipziger
"Comenius-Bücherei" übernommen.
Der Bestand umfaßt 66,10 lfm und stammt vom Zentralvorstand der "Gewerkschaft Unterricht und Erziehung". Der Großteil des
Bestandes ist im Zentralarchiv des FDGB in den 70er Jahren bearbeitet worden und umfaßte dort 70 lfm aus dem Zeitraum 1945-1969.
Die Unterlagen waren über eine Kartei teilweise zugänglich. Das Zentralarchiv kassierte im starken Umfang Mehrfachüberlieferungen.
Neben dem übernommenen Bestand aus dem Zentralarchiv wurden 1997 vom Geschäftsführer der "Sassenbach-Stiftung" 5,2 lfm vermischtes
Schriftgut an das Bundesarchiv abgegeben.
Die Überlieferung des Sekretariats geht bis in die Gründungsphase der Gewerkschaft zurück und ist relativ vollständig. Eine
markante Lücke befindet sich zwischen Mai 1962 und September 1966 bei den Sekretariatssitzungen. Für diesen Zeitraum fehlen
sämtliche Sitzungsprotokolle des Sekretariats.
4. Ordnung und Verzeichnung des Bestands
Die Ordnung des Bestandes beruht auf ein Ordnungsschema, daß vom Zentralarchiv des FDGB entwickelt wurde. Dieses orientierte
sich als induktives Sachschema an der Organisationsstruktur des Zentralvorstands. Der damalige Archivar Braun löste die einzelnen
Akteneinheiten auf und formierten sie passend zum Ordnungsschema um. Als Findmittel wurde eine Kartei angefertigt, die 2003
durch Retrokonversion in MidosaXML umgewandelt wurden. Noch nicht verzeichnete Akten wurden erschlossen und in das Findbuch
eingefügt. Die schon bestehenden Verzeichnungen wurden z.T. überarbeitet. Die Übernahme des Verwaltungschemas führt dazu,
daß durch die strenge Einhaltung der Provenienz zu Sachthemen in unterschiedlichen Abteilungen (bzw. Gliederungsstufen) Akteneinheiten
vorhanden sind.
Für die Verzeichnung beim Zentralarchiv des FDGB wurden wegen der zentralen Rolle im bürokratischen Prozeß die Protokolle
der Zentraldelegiertenkonferenzen, der Zentralvorstandssitzungen, Präsidiums- und Sekretariatssitzungen, ferner die Protokolle
der Ausschußsitzungen, Tagungen und Konferenzen sowie die Rundschreiben ausgewählt. Diese wurden neu formiert und buchförmig
(d.h. z.T. mit Inhaltsverzeichnis und nach Entstehung von vorne nach hinten) geordnet. Das Zentralarchiv wählte die erweiterte
Verzeichnung über Enthält-Vermerke. Bei der Überarbeitung in MidosaXML wurden die Zentraldelegiertenkonferenzen und die Zentralvorstandssitzungen
wegen ihrer zentralen Rolle als extra Gliederungspunkte neu formiert. Das Sekretariat und die einzelnen Büros wurden in folgende
Rubriken unterteilt: Sekretariatssitzungen, Präsidiumssitzungen, Ausschüsse, Konferenzen, Rundschreiben und Allgemeines. Unter
den Punkt Allgemeines wurde die Akteneinheiten sortiert, die von ihrer Provenienz im Sekretariat entstanden oder abgelegt
wurden sind und nicht in die anderen Untergliederungspunkte paßten. Die übernommene Verzeichnung des Zentralarchivs des FDGB
wurde z.T. überarbeitet. Die neu verzeichneten Akteneinheiten, sind durch Enthält-Vermerke erweitert verzeichnet worden.
Die Abteilung Organisation wurde in die Untergruppen Allgemeines und die Landes- und Bezirksvorstände unterteilt. Die Neuordnung
erfolgte nach Ländern und Bezirken. Es wurde die Protokolle der Landes- und Bezirksvorstandssitzungen, die Sekretariatsprotokolle
der Landes- oder Bezirksvorstände, Informationsberichte an den Zentralvorstand und die Rundschreiben zur Bearbeitung herangezogen.
Im Zentralarchiv des FDGB verzichtete der zuständige Archivar auf eine tiefere Verzeichnung. Die nachträglich verzeichneten
Akteneinheiten wurden über Enthält-Vermerke auch inhaltlich erschlossen, um beispielhaft zu zeigen was für Informationen in
diesen Akten zu finden sind. Unter die Punkt Allgemeines befinden sich die Akteneinheiten, die von ihrer Provenienz her in
der Abteilung Organisation entstanden sind oder dort abgelegt wurden.
Für die Verzeichnung der Akten aus der Abteilung Internationale Verbindung verzeichnete das Zentralarchiv lediglich die Materialien
über die F.I.S.E. erweitert. Die sehr verstreuten Unterlagen wurden in den 70er Jahren sachlich zugeordnet, zum Teil einfach
(Schriftwechsel) und zum Teil erweitert verzeichnet.
Unter der Abteilung Unterricht- und Erziehungsarbeit befinden sich Akten über die "Demokratische Schulreform", Unterlagen
über die Zusammenarbeit der "Deutschen Verwaltung für Volksbildung" bzw. des "Ministeriums für Volksbildung" sowie Materialien
über die Comenius-Bibliothek, des pädagogisch-psychologischen Instituts Leipzig, die Lehrmittelzentrale GmbH, sowie über die
Rechtschreibreform. Das Zentralarchiv wandte größtenteils die erweiterte Verzeichnung über Enthält-Vermerke an.
Für die übrigen Abteilungen wurde vom Zentralarchiv überwiegend die einfache Verzeichnung gewählt. Die von mir neu verzeichneten
Akteneinheiten nach der Retrokonversion wurden weitestgehend auch über Enthält-Vermerke ergänzend zum Titel verzeichnet.
Es wurde ein geographischer, ein Personen- und ein Sachindex erstellt. Dabei wurden nur die Begriffe aus den Titeln und den
Enthält-Vermerken verwendet. Zum Teil wurden die Begriffe, wenn sie gleiche Sachverhalte beschrieben, vereinheitlicht. Über
den Index ist so eine paralele Klassifikation neben dem Verwaltungsaufbau entstanden. Es ist so möglich sich über den Index
ersteinmal einen ersten Überblick zum Bestand zu verschaffen. Das kann jedoch nicht die Recherche in den Akten selber ersetzen,
da deren Inhalte nicht mit allen Sachverhalten erschlossen sind.
5. Kassation
Das Zentralarchiv des FDGB kassierte in starkem Umfang Mehrfachüberlieferungen. Eine Liste der kassierten Akten befindet sich
in der Bestandsakte DY 51 mit dem Aktenzeichen 7568-16/21 in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der
DDR im BArch. Bei der Erschließung des noch nicht verzeichneten Bestands wurden keine Akten ausgesondert dafür im Umfang von
ca. 0,4 lfm lose Blätter, die Duplikate waren kassiert.
6. Übergabe an die Bibliothek
An die Bibliothek des BArch wurden übergeben
Ausgaben der Thüringer Lehrerzeitung aus den 30er Jahren
Kopie der Schrift "Geschichte der freigewerkschaftlichen Lehrerbewegung in Deutschland" von Richard Schallock
Dokumentation, Karteikarten und Verzeichnisse zu den Pädagogischen Lesungen an der Akademie der Wissenschaften der DDR
Schriften der F.I.S.E.
"Vorschläge für eine Abiturbildung (Auswahl)" von der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR
"Die proletarische Schule" Nr. 8/10 (Jan./März 1924)
"Volkslehrer Schriftenreihe" des AFLD Heft 4 "Um sein oder Nichtsein der Simultanschule"; Karl Zwing, Jena 1930
"Die weltliche Schule. Eine volkstümliche Werbeschrift" hrsg. vom AFLD Thüringen
"Ein Mahnwort an die Funktionäre der ADB.-Verbände"
"Zur Klärung der Lage in der G.D.V.. Ein Mahnruf an alle G.D.V.er" hrsg. vom Provinzialverband Berlin der G.D.V. 1925
"Proletarische Pädagogik. Thesen, Berichte und Debatten der Leipziger Pädagogischen Tagung", hrsg. von der Internationale
der Bildungsarbeiter; Leipzig 1928
7. Fehlliste
Zentraldelegiertenkonferenzen
Außerordentliche Zentraldelegiertenkonferenz Leipzig, Protokoll Febr. 1951
Zentralvorstandssitzungen
- ZV-Sitzung, Protokolle, 1948-1950
- ZV-Sitzung 23.11.1951, Protokoll, Nov. 1951
- 12. ZV-Sitzung, Protokoll, 1953
- 15. ZV-Sitzung, Protokoll, Febr. 1954
- 16. ZV-Sitzung, Protokoll, März 1954
- 32. ZV-Sitzung, Protokoll, Febr. 1959
- 12. ZV-Sitzung, Protokoll, Aug. 1963
- 2.-4. ZV-Sitzung, Protokolle, 1964
- 6. ZV-Sitzung, Protokoll, Nov. 1965
Konferenzen
- 1., 3., 4. Und 5. Pädagogischer Kongreß in Leipzig 1946,1948,1949,1956. Protokolle
- Arbeitstagung aktiver Lehrer in Berlin 1949, Protokolle
- Arbeitstagung aktiver Lehrer in Sachsen in Chemnitz 1950, Protokolle
- Gesamtdeutsche Tagung der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung in Petzow 1953, Protokoll
- Ostertagung Eisenach 1959 Protokoll und Teilnehmer
Sekretariatssitzungen
Mai 1962 - Sept. 1966
Sonstiges
Eigenhändiges Antwortschreiben des Schriftstellers Martin Andersen-Nexö auf das Glückwunschtelegramm der Gewerkschaft Unterricht
und Erziehung anläßlich seines 80. Geburtstages (1949). Dieses Schriftstück ist in der Bestandsakte extra aufgeführt, es
konnte jedoch bei der Überprüfung der Datensätze nicht mehr ermittelt werden.
8. Zitierweise
Die Akten sind unter Angabe des Bestandes DY 51 und der Signatur der Akte anzugeben.
Die Quellenangabe lautet vollständig:
BArch DY 51/....(Signatur)
9. Andere Bestände
Im Bundesarchiv
Ministerium für Volksbildung (DR 2) Organisationsunterlagen 25.1.1. (1949-1989)
-> Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Volksbildung (1953-1989)
Bibliothek Bundesarchiv (DDR-ADS 98)
Ministerium für Bildung und Wissenschaft (DR 4) (Jan.-Okt. 1990)
-> Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft
Teil I: Allgemeine schulen und Einrichtungen für Kinder;
Teil II: Berufsbildung;
Teil III: Hoch- und Fachschulwesen
Bibliothek Bundesarchiv (DDR-ADS 68)
Abteilung Volksbildung im Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) (DY 30)
Abteilung Jugend im Zentralkomitee der SED (DY 30)
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FDGB (DY 34)
Nachlaß Paul Wandel NY 4542
Elisabeth Zaiser im Nachlaß Wilhelm Zaiser (NY 4277)
Andere Institutionen
- Der Nachlaß des Pädagogen und Bildungspolitikers Leo Regener (1900-1976) gehört zu den archivalischen Sammlungen der Bibliothek
für Bildungspolitische Forschung in Frankfurt am Main
Leo Regener war Mitglied des Zentralvorstandes bzw. des Präsidiums des Zentralvorstands der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung
(1946-1963) sowie Mitglied der Kommission für internationale Verbindung und "Arbeit nach Westdeutschland" (ab 1949).
- Weitere Informationen zu den Landes-, Bezirks- und Kreisvorständen sind in den jeweils zuständigen Landesarchiven zu finden.
10. Literatur
Brunner, Detlev: Sozialdemokraten im FDGB. Von der Gewerkschaft zur Massenorganisation, 1945 bis in die frühen 1950er Jahre
(Veröffentlichungen des Inst. f. Soziale Bewegungen Bd. 12 Schriftenreihe A: Darstellungen), Essen 2000
Herbst, Andreas: So funktionierte die DDR. Lexikon der Organisationen und Institutionen, Reinbek bei Hamburg 1994
Stephan, Gerd-Rüdiger u.a. (Hrsg.): Die Parteien und Organisationen der DDR. Ein Handbuch, Berlin 2002
Berlin, im Januar 2005
Matthias Röthig