Übergreifender Informationstext zu den Abteilungen des Parteivorstandes und den Kommissionen des Zentralkomitees
Zu den einzelnen Abteilungen / Kommissionen stehen Informationstexte bei den jeweiligen Gliederungspunkten zur Verfügung.
Informationstext zu den Abteilungen des Parteivorstandes (1948 bis 1956)
Die Kenntnisse über die tatsächliche Existenz und Arbeitsfähigkeit der Abteilungen des Parteivorstandes sind z.T. noch zu
lückenhaft. Das liegt nicht nur an der Überlieferung. Die Arbeit des Apparates der KPD war sehr frühzeitig durch Einflussnahme
der SED zum einen, zum anderen jedoch auch durch die praktischen Auswirkungen des zunehmenden Antikommunismus (seit 1951 /
1952 resp. 1954 zunehmend durch polizeiliche und juristische Maßnahmen) in der BRD erschwert. Häufige Umstrukturierungen und
Personalwechsel waren ebenso die Folge wie die Stärkung der kommunistischen Parteien eigenen Tendenz zur "kryptischen" Arbeitsweise
des Apparates.
1948
Abteilung Wirtschaft; Leiter: Ludwig Becker (Nordrhein-Westfalen)
Abteilung Arbeit und Sozialpolitik; Leiter: Willi Pelz (Südbaden)
Abteilung Organisation; Leiter: Willi Müller (Niedersachsen)
Abteilung Parteisicherung; Leiter: Willi Grünert (Hamburg)
Abteilung Schulung; Leiter: Max Schäfer (Nordrhein-Westfalen)
Abteilung Werbung; Leiter: Alfred Drögemüller (Hamburg)
Abteilung Ernährung und Landwirtschaft; Leiter: Julius Schätzle (Württemberg-Baden)
Abteilung Landes- und Kommunalpolitik; Leiter: [Ludwig]Landwehr (Niedersachsen)
Abteilung Presse und Information; Leiter: Josef Schleifstein (Nordrhein-Westfalen)
Abteilung Frauen; Leiterin: Erika Buchmann (Württemberg-Baden)
Abteilung Jugend; Leiter: [Hermann] Gautier (Niedersachsen)
Abteilung Kasse; Leiter: Hein Raddatz (Nordrhein-Westfalen)
Abteilung Geschäftsführung; Leiter: Peter Hochkeppler (Nordrhein-Westfalen)
1949
Org-Instrukteurabteilung (mit der Unterabteilung Kasse)
Abteilung Kaderpolitik / Personalpolitische Abteilung
Presseabteilung
Abteilung Massenagitation und Kultur
Abteilung Parteischulung und Parteierziehung / Abteilung Schulung und Werbung
Abteilung Arbeit und Sozialpolitik (Organisation der Kriegsopfer, Rentner, Wohlfahrt etc.)
Abteilung Staats-, Landes- und Gemeindepolitik (Organisation der Flüchtlinge, Fliegergeschädigten, Mieter)
Abteilung Kommunalpolitik
Abteilung politische Parteien und politische Massenorganisationen (CDU, FDP, SPD etc. und Friedensbewegung, Gesellschaft zum
Studium der Sowjetunion, Helmut von Gerlach-Gesellschaft, VVN)
Abteilung Wirtschaftpolitik
Abteilung Landwirtschaft
Frauenabteilung
Jugendabteilung
Geschäftsabteilung des Parteivorstandes
Abteilung Verlagswesen (Zeitungsverlage)
Abteilung Druckereien
Abteilung Parteibetriebe
Zentrale Parteikontrollkommission
1952
Abteilung Parteischulung; Erwin Porada (Stellvertreter des Leiters)
- Sektor “Öffentliche Lektionen (Leiter: Erwin Porada, dafür ab Juli 1952 von der Arbeit im Sekretariat des Parteivorstandes
befreit)
Abteilung Massenorganisation; Fritz Bäsel (Leiter bis Juli 1952, ab Juli Oppermann)
- Sachgebiet Agitatorengruppen:
Schulung, methodische Anleitung und Kontrolle der Agitatorengruppen, für diesen Zweck standen dem Sachbearbeiter Instrukteure
zur Verfügung
- Sachgebiet Innerparteiliche Materialien:
Periodische Herausgabe von Schulungsmaterialien, “Handbuch des Agitators, Rededispositionen etc
- Sachgebiet Massenmaterialien:
Herausgabe von Broschüren, Flugschriften, Flugblättern und Streuzetteln, Sachgebiet Betriebs- und Wohngebietsgruppenzeitungen.
Analyse, Anleitung, Belieferung mit “Rohmaterial” (Klischees: Texte und Bilder)
- Sachgebiet Anschauliche Agitation:
Herausgabe von Plakaten, Klebestreifen, Illustrationsdienst für Betriebs- und Wohngebietszeitungen; Aufbau einer Bildstellen
(Fotos; politische Karikaturen)
- Sachgebiet Kulturelle Massenarbeit:
Versorgung mit Filmen; Vortragsdispositionen für Filmveranstaltungen; Herausgabe von Rahmenprogrammen und Material für Versammlungen,
Kundgebungen und Feiern (Literatur und Noten)
Abteilung A(rbeit) und S(oziales): Hugo Paul (Leiter ab Febr. 1952)
Parteikontrollkommission / PKK
1955
PKK
Kulturabteilung (sollte ab Jan. durch eine zu bildende Kulturkommission unterstützt werden ; verantwortlich auch für Schul-
und Hochschulfragen)
Kulturkommission beim Parteivorstand
1956
Beschluss des Arbeitsbüros v. 10.Mai 1956: “Begonnen wird sofort mit dem Ausbau der
Jugend-Abteilungim PV, sowie mit der Schaffung der Jugendkommission in den Ländern und Kreisen.”
Leiter der Abteilung Agitation beim Parteivorstand: Willi Oppermann.
Informationstext zu den Kommissionen des Zentralkomitees (1956/ 1957 bis 1969/ 1971)
Bis zur Bildung des Sekretariates des Zentralkomitees 1960 erarbeiteten die Kommissionen des Politbüros ihre Arbeitspläne
auf der Grundlage der Beschlüsse und Weisungen der führenden Gremien der Partei (Parteitag, Zentralkomitee und Politbüro),
insbesondere auf der Grundlage des Perspektivplanes des Politbüros. Diese Arbeitspläne mussten vom Politbüro bestätigt werden.
Die Ausführung wurde vom Sekretär des Politbüros laufend kontrolliert. Monatlich einmal sollten zudem die für die jeweiligen
Kommissionen zuständigen Mitglieder des Politbüros in den Beratungen des Politbüros Bericht über die Arbeit der Kommissionen
erstatten.
Die “Richtlinien für die Aufgaben und die Arbeit der Kommissionen beim Zentralkomitee” von 1963 (BY1/ 2637; Beschluss der
Sitzung des Politbüros vom 23./24. Juli 1963) definierten die Kommissionen als Hilfsorgane der Parteiführung, die auf der
Grundlage der Beschlüsse des Parteitages, der Tagungen des Zentralkomitees, des Politbüros und des Sekretariates des Zentralkomitees
arbeiteten. Sie sollten die Beschlüsse der Parteiführung umfassend vorbereiten sowie die Umsetzung der Beschlüsse organisieren
und kontrollieren. Die Kommissionen sollten daher die Entwicklungen in ihrem Arbeitsgebiet intensiv verfolgen, analysieren
und die Parteiführung darüber informieren. Die abzuleitenden Vorschläge der Kommissionen sollten sich in die Gesamtpolitik
der Partei einordnen. Beschlussvorlagen der Kommissionen für das Politbüro oder das Sekretariat sollten den zu fassenden Beschluss
enthalten, diesen begründen sowie die notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung und Kontrolle enthalten. Waren in der Information,
der Vorlage Aufgabengebiete anderer Kommissionen betroffen, so sollte die Vorlage gemeinsam vorbereitet worden sein. Die Vorlagen
mussten vom zuständigen Politbüromitglied bzw. Sekretär unterschrieben sein und durften keine Angaben enthalten zu Finanzfragen
sowie Namen von befreundeten Massenorganisationen und Personen (diese Angaben waren nur mündlich in der Beratung vorzutragen).
Vorlagen an das Politbüro waren bis jeweils Montag / 12.00 beim Büro des Politbüros (“Büro Gottfried”) auf (Ormig-)Platten
einzureichen, Vorlagen an das Sekretariat mussten bis jeweils Donnerstag / 12.00 im “Büro Albert” in sechs Exemplaren vorliegen.
Innerhalb und zwischen den Kommissionen sollte kollektiv beraten und koordiniert gearbeitet werden. Auf der Grundlage der
Hinweise des Politbüros und / oder des Sekretariats des ZK zu den politischen Hauptproblemen hatten die Kommissionen Arbeitspläne
zu erstellen, die im Sekretariat unter Beteiligung des zuständigen Politbüromitgliedes beraten und bestätigt wurden. Die Kommissionen
sollten zudem Probleme vorschlagen, die im Arbeitsplan des Zentralkomitees behandelt bzw. gemeinsam mit anderen Kommissionen
bearbeitet werden sollten..
Die Stellenpläne der Kommissionen wurden durch das Sekretariat festgelegt. Über den Einsatz politischer und technischer Mitarbeiter
in Kommissionen fasste das Sekretariat jeweils Beschlüsse, die Leiter wurden vom Politbüro bestätigt. Die konkreten Arbeitsbereiche
der Kommissionsmitglieder legten die jeweiligen Leiter fest.
Leiter der Kommissionen waren für die Arbeit der Kommissionen gegenüber dem Politbüro und dem Sekretariat persönlich verantwortlich,
regelmäßig mussten sie daher vor dem Sekretariat über die Erfüllung der Arbeitspläne und die Entwicklung der Kader berichten.
Da die Mehrzahl der Mitglieder der Kommissionen in der Bundesrepublik arbeitete, sollten nach den Vollsitzungen des Politbüros
jeweils auch Vollsitzungen der Kommissionen stattfinden.
1957
Im Juni 1957 bestanden bereits und wurden weitergeführt:
Kaderkommission
Sicherheitskommission
Agitationskommission
Sender 904
Neu gebildet wurden im Juni 1957:
Organisationskommission
Kommission Betrieb und Gewerkschaft
Jugendkommission
Kommission für Bündnisfragen (auch: Arbeit mit den Verbündeten)
Kommission Bundes- und Landespolitik (auch: Staats- und Landespolitik)
Parteikontrollkommission (auch: ZPKK)
(Zentrale Technik)
Im Oktober 1957 wurde die SPD-Kommission gebildet.
um 1960 bis ca. 1962
Zentrale Parteikontrollkommission und Sicherheitsgruppe
Organisations- und Kaderkommission (mit Kasse und Finanzen sowie Zentrale Technik)
Gewerkschaftskommission
Frauenkommission
Agitationskommission
Propagandakommission
Bund-Land-Gemeindepolitik
Bündnispolitische Kommission (auch Verbündetenkommission oder Bauernkommission benannt)
Land- und Forstkommission
Kulturkommission
SPD-Kommission (und Apparat)
Jugendkommission (und Apparat: u.a. Zentralbüro der FDJ)
Rechtskommission
Sender 904
Nachgeordnete Einrichtungen:
Ernst-Thälmann-Schule
Redaktion “Bulletin”
Redaktion “Wissen und Tat”
Redaktion “Freies Volk”
1962
OKK (mit Kasse und “Finanzkommission”)
ZPKK und Sicherheitskollegium mit S.-Apparat
Propagandakommission
Agitationskommission
Gewerkschaftskommission
Frauenkommission
Staat, Land und Gemeinden
Jugendkommission
Verbündete Organisationen
Massenbewegungen
Kommission Land und Forst (auch “Bauern” oder “Bündnis” genannt)
Juristenkommission
SPD-Kommission
Sender 904
1963
Organisations- und Kaderkommission (mit Finanzkommission)
Zentrale Parteikontrollkommission
Propagandakommission
Agitationskommission
Gewerkschaftskommission
Frauenkommission
Kommission Land – Gemeinden
Jugendkommission
Kommission Verbündete Organisationen
Kommission Land und Forst
Juri-Kommission
SPD-Kommission
Sender 904
1965
Für 1965 sind Bestrebungen nachweisbar, über die Kommissionen, deren Besetzung und Aufgaben einen Überblick zu gewinnen bzw.
Festlegungen zu treffen. Das lässt auf Unregelmäßigkeiten in diesem Bereich schließen.
Es wurde festgestellt, dass folgende Kommissionen existieren:
Organisations- und Kaderkommission / OKK
Agitationskommission mit dem nachgeordneten Sender 904
Propagandakommission
Gewerkschaftskommission
Jugendkommission
Sportkommission
Kommission Bauern und Bündnis
Kommission Massenbewegungen
SPD-Kommission
Kommission für Landes- und Kommunalpolitik und Juristenkommission
Kulturkommission
Kommission Mittelstand
1965 / 1966
Organisations- und Kaderkommission / OKK
Agitationskommission
Sender 904 (abwechselnd als eigenständige Kommission oder als der Agitationskommission nachgeordnete Einrichtung bezeichnet)
Propagandakommission
Kommission Gewerkschafts- und Sozialpolitik
Kommission Jugend und Sport
Agrakommission
Kommission Bündnis
Kommission Massenbewegungen
SPD-Kommission
Kommission Staat, Land und Gemeinde (mitunter auch als Kommunalpolitik bezeichnet)
Kulturkommission
Juristen
Mittelstand
ZPKK
Nachgeordnete Einrichtungen:
Zeitschrift “Wissen und Tat”
Ernst-Thälmann-Schule (Groß-Dölln), gehobene Funktionärslehrgänge
Parteischule in Oderberg, Wochenlehrgänge für untere Funktionärsebene und Speziallehrgänge für Frauen, Jugendliche und Gewerkschaftsfunktionäre
Parteischule in Üdersee (ab 1966)
Parteischule in Woltersdorf / bei Berlin (ab 1966)
1969
Einstellung der Arbeit folgender Kommissionen am Sitz des ZK der KPD ab 01.Febr. 1969:
Agitation, Propaganda, Gewerkschaft, SPD, Kultur, Bauern, Staat, Land und Juristen, Jugend und Massenbewegungen.
De facto gab es ab 1969 außer einer “Gruppe des Politbüros” und dem “Sender 904” keine arbeitenden Gremien der KPD mehr. Alle
übrigen Strukturteile wurden gänzlich oder teilweise in die DKP überführt bzw. Strukturteile der DKP übernahmen die Zuständigkeitsbereiche.
Sofern notwendig und möglich für den Aufbau der DKP, wurden der DKP auch die Akten des KPD-Apparates zugänglich gemacht.
Zentrale Parteikontrollkommission / ZPKK und Sicherheitsgruppe/ Sicherheitskollegium (“Engelhard”)
Keine eigenständige Überlieferung des Teilregistraturbildners ZPKK, siehe jedoch Gliederungspunkt 1.6.5. Anleitung und Berichterstattung
der ZPKK unter Sekretariat des ZK sowie Protokolle der Sitzungen des Politbüros bzw. des Sekretariats des ZK.
- Aufgabe: Sicherung “der Einheit und Reinheit der Partei” (Basis: Statut der KPD; Richtlinien der PKK; Beschlüsse der Parteiführung)
vor “feindlichen und moralisch verkommenen Elementen”
- Erziehung von Mitgliedern, die nicht “aus Feindschaft die Parteidisziplin verletzten”
- Durchführung der dafür notwendigen Untersuchungen und Verfahren
Bildung der Parteikontrollkommission (auch: ZPKK) im Juni 1957. Die im April 1957 bereits bestehende Arbeitsgruppe für Sicherheit
des Sekretariats (vereinzelt auch Sicherheitskommission genannt) blieb zunächst noch selbstständig. Die Mitglieder der Kaderkommission
des Sekretariats (siehe OKK) August (Stötzel), Franz, Adolf P(öffel) waren auch Mitglieder der Arbeitsgruppe für Sicherheit
(auch Sicherheitskommission genannt). Dazu kamen noch Hanna und Adolf B . Der Arbeitsgruppe für Sicherheit wurden folgende
Aufgaben zugeteilt: Überprüfung der Übersiedlungen in die DDR und ggf. der Notwendigkeit der Überführung in die SED; Durchführung
von Parteiverfahren; Auswertung der Materialien über Aktionen des Feindes und Erarbeitung von Vorschlägen für Gegenmaßnahmen;
Aufbau der Agentenkartei. Ab November 1957 wird bereits nur noch von einer offenbar in der ZPKK eingegliederten Sicherungsgruppe
(in der DDR) und dem Sicherheitskollegium (in der BRD) gesprochen. Zuständig (spätestens ab November 1957 offenbar bereits
für beide Kommissionen) war Otto Niebergall.
Die Bereiche Kader und Parteikontrolle der KPD sind aus der engen personellen und organisatorischen Anbindung / Verflechtung
an den Apparat der SED nie wirklich entlassen worden. Die in diesen Bereichen geltenden Richtlinien der SED galten (ggf. leicht
modifiziert, v.a. mit Hinblick auf die verstärkt notwendige Konspiration) auch im Apparat der KPD.
August Stötzel (geb. 09.9.1898; zeichnete mit St.) wurde 1950 als Zuständiger für die “Verwaltung und Bearbeitung des Archivs
der Parteikontrollkommission der KPD in Berlin” bestätigt (DY 30/ JIV 2/ 3/ 151, Beschluss des Sekretariats des ZK der SED).
Erst im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Hamburger Parteitages der KPD 1954 wurden Kontrollkommissionen der KPD auf der
Ebene der Länder und Kreise geschaffen. Die bereits vorher existierende Parteikontrollkommission wurde jedoch weiterhin nicht
als Zentrale PKK bezeichnet. Mitte des Jahres 1955 trat eine eigene Richtlinie der KPD für die Arbeit der Parteikontrollkommissionen
in Kraft, welche zusammen mit dem Parteistatut, den These des Hamburger Parteitages von 1954 und den Weisungen der Parteiführung
die Arbeitsgrundlage bildete.
Die Parteikontrollkommissionen sollten mit dem Verbot der KPD im Sommer 1956 ihre Tätigkeit einstellen. Die bisherigen Aufgaben
der Parteikontrolle sollten die neuinstallierten Parteileitungen übernehmen. Der bisherige Apparat der Parteikontrolle scheint
jedoch nicht oder nicht vollständig stillgelegt / aufgelöst worden zu sein. Bis Mitte des Jahres 1957 scheinen in einer Zwischenphase
sowohl bisherige als auch neue Strukturen und Mitarbeiter der KPD in diesem Bereich tätig gewesen zu sein, zugleich ist ein
stärkeres praktisches Agieren der entsprechenden Organe des zentralen SED-Apparates, vergleichbar der Zeit der Parteisäuberungen
Anfang der 1950er Jahre, wahrscheinlich. Um die Mitte des Jahres 1957 begannen Überlegungen, die Parteikontrollorgane der
KPD neu aufzubauen. In diesem Zusammenhang wird erstmalig von einer Zentralen Parteikontrollkommission beim ZK der KPD gesprochen,
der 7 Mitglieder und 2 Kandidaten angehören sollten (DY 30/ IV 2/ 4/ 429 , Entwurf Stötzel mit Schreiben vom 7.6.1957 an Matern).
1958 wurde Stötzel als “Vertreter der ZPKK der KPD beim ZK der SED” bezeichnet. Es wird nicht deutlich, ob Stötzel innerhalb
der ZPKK der SED arbeitet oder beim Sektor / Arbeitsbereich Kader des Arbeitsbüros KPD des ZK der SED (Hausmitteilung Arbeitsbüro
/ Kader vom 15.8.1958 an Büro des Politbüros der SED; BY 1/755) respektive Westabteilung in den späteren Jahren.
Für die ZPKK der KPD arbeitete Hanna Melzer (sie zeichnete mit Me).
Das Statut der KPD verpflichtete die Zentrale Parteikontrollkommission (ZPKK) als Organ des Zentralkomitees zur Sicherung
der Einheit und Reinheit der Partei durch Erziehung zur revolutionären Wachsamkeit im Kampf gegen fraktionelle Tätigkeit und
feindliche Einflüsse. Die ZPKK war dem ZK rechenschaftspflichtig. Beschlüsse der ZPKK bedurften der Bestätigung durch das
ZK bzw. das Politbüro oder das Sekretariat des ZK. Nur diese Gremien konnten der ZPKK Aufträge erteilen. Darüber hinaus war
die ZPKK verpflichtet, im Rahmen der Festlegungen des Statutes und in Ausführung konkreter Parteibeschlüsse bzw. Auslegung
der allgemeinen Beschlüsse zur Politik der Partei die erforderlichen Schlussfolgerungen für die Tätigkeit zu ziehen. In diesem
Sinne führte sie Untersuchungen, in deren Folge von ihr Parteimitglieder zur Verantwortung gezogen wurden, welche sich sogenannter
schwerster Verstöße gegen Beschlüsse der Partei, gegen das Statut oder die Leninschen Normen des Parteilebens schuldig gemacht
hatten. Ergebnis solcher Untersuchungen waren mitunter auch umfangreiche Berichte, in denen der Parteiführung grundsätzliche
Probleme ggf. mit Lösungsvorschlägen erläutert wurden. Die ZPKK entschied über Einsprüche gegen Beschlüsse von Bezirksorganisationen
betreffend Ausschlüsse aus der Partei bzw. Parteistrafen. Sie befand über Wiederaufnahmeanträge Ausgeschlossener. Untersuchungen
gegen Mitglieder des ZK und des PB waren der ZPKK ausschließlich nach Beauftragung durch das PB möglich.
Die Sicherheit der Partei zu gewährleisten war ein weiteres Tätigkeitsfeld. Dem Sicherheitskollegium (ab 1960 als Sicherungsgruppe
in der ZPKK) unterstand der S-Apparat (Sicherheitsapparat), der 1958 ca. 300 Mitarbeiter (ohne Informanten) hatte und v.a.
aus dem Kaderbestand der früheren Kontrollkommissionen aufgebaut worden war. Der S-Apparat arbeitete auf Eigeninitiative und
konspirativ entsprechend der allgemeinen politischen und sicherheitspolitischen Vorgaben der Parteiführung bzw. auf entsprechende
konkrete Weisungen des Politbüros (wenn es das ganze Bundesgebiet bzw. landesgrenzenüberschreitende Angelegenheiten betraf)
bzw. der Landes- / Bezirksleitungen der Partei (bei regional begrenzten Aufträgen, in diesen Fällen war der S-Apparat den
regionalen Leitungen auch berichtspflichtig). Direkte Verbindung zwischen den Landes- / Bezirksleitungen und dem S-Apparat
bestanden lediglich zwischen den 1. Sekretären und den jeweiligen Landes- / Bezirksbeauftragten des S-Apparates. Regelmäßig
erstellte der S-Apparat für das Politbüro Berichte über Aktivitäten und Verhalten der Polizei, für den öffentlichen Gebrauch
wurden sogenannte “Agentenlisten” erarbeitet. Für den parteiinternen Gebrauch wurden “Warnlisten” (des “Agententums” Verdächtige,
die es zu isolieren galt) und (ausschließlich für die Kaderabteilung) “Listen zum Schutz von Genossen und Partei” (Mitglieder,
die nicht illegal eingesetzt werden konnten) zusammengestellt. Über alle Einträge in die vorgenannten Listen hatte die ZPKK
zuvor zu beraten.
Der Sicherungsgruppe waren alle erreichbaren Informationen und Unterlagen zuzuleiten über Versuche der politischen Gegner,
die Organisation kennenzulernen, zu beeinflussen oder zu unterwandern. Ausgewertet wurden dafür zum Beispiel alle Unterlagen
über polizeiliche Maßnahmen sowie Prozesse gegen Mitglieder der KPD bzw. Vorfeldorganisationen. Da der Sicherheitsaspekt sehr
bedeutsam war, erhielt die ZPKK diese Akten sogar vor der Juristen-Kommission. Für die von dieser Kommission zu leistende
Arbeit, wollte die ZPKK in der Regel lediglich Abschriften der für relevant erachteten Prozessunterlagen (dazu gehörten gerichtliche
Beiakten nach Auffassung der ZPKK z.B. nicht) zuleiten. In der Praxis führte diese Kompetenzstreitigkeit wahrscheinlich zur
Zersplitterung der Ablage von Prozessunterlagen, die eigentlich ausschließlich im “Archiv” der Juristen-Kommission aufbewahrt
werden sollten (Sekretariat 19.3.1962, BY1/ 3001).
ZPKK und Sicherungsgruppe erarbeiteten zudem offensichtlich Unterlagen für die Ausbildung der Schüler der Einjahreslehrgänge
an der Parteischule in konspirativen Arbeitstechniken.
Die Einzelheiten der Arbeit der ZPKK regelten Richtlinien (siehe Beschlüsse des ZK, des PB und des Sekretariates u.a. BY 1/
2650).
1963 gehörten der ZPKK 9 Mitglieder und Kandidaten an. Kandidaten nahmen an den Sitzungen mit beratender Stimme teil. Das
Politbüro und das Sekretariat des ZK waren berechtigt, sogenannte politische Mitarbeiter bei der ZPKK einzusetzen.
Bei den Bezirksleitungen waren Beauftragte der ZPKK tätig, die der Anleitung und Kontrolle sowohl der ZPKK als auch der jeweiligen
Bezirksleitung unterstanden. Diese Beauftragten sollten beiden Gremien Vorschläge für Untersuchungen und Parteiverfahren unterbreiten.
Darüber hinaus konnte die ZPKK für Recherchen weitere Beauftragte einsetzen. Über die in den Parteiorganisationen beschlossenen,
von den Kreis- bzw. Bezirksleitungen bestätigten Parteistrafen und Ausschlüsse, mussten die Bezirksleitungen die ZPKK in Kenntnis
setzen.
1957
Otto Niebergall (“Kilian”; Vorsitzender)
Mitglieder:
Heinrich Holzer
August Stötzel
Ernst Harter
Paul Niessen
Sepp Wimmer
Paul Andres
Kandidaten
Ewald Sailer
Dora Gassmann
Weiter genannt: Franz Obermanns (“arbeitet im Rahmen der Kader-Kommission”; Bemerkung: F.O. war bereits 1949 in der Kaderabteilung
des Parteivorstandes für Sicherheitsfragen verantwortlich)
1960
Heinrich Holzer (Bert)
Ernst Harter Moritz; Stellvertreter Vorsitzende der ZPKK
August Stötzel
Karl Müller (Kurt)
Sepp Wimmper
Emil Konhäuser (Egon)
Herta Dürbeck (Amanda)
Franz Obermanns (Norbert)
Hasso Kolotzey (Hajo)
Martin Kalb SED; seit 1958 in ZPKK
Otto Hertel
Inge Helmsdorf (Sixtus); technische Mitarbeiterin
Marianne Ziegler; technische Mitarbeiterin
1962
Heinrich Holzer
August Stötzel
Ernst Harter
Karl Müller
Franz Obermanns
Ernst Buschmann
Martin Kalb
Hasso Kolodzey
Otto Hertel
Harry Schmitt
Josef Wimmer
Inge Helmsdorf
Marianne Ziegler
1963
Otto Niebergall (Kilian); Vorsitzender)
Heinrich Holzer (Bert)
Ernst Harter (Moritz)
Karl Müller (Kurt)
Franz Obermanns (Norbert)
Hasso Kolodzey (Hans)
Harry Schmitt (Lutz)
1965
Abberufung von Fritz Steinbach
Berufung von Günther Weiß als Mitglied (vorher in der Jugendkommission des ZK, seit Mitte 1964 bereits persönlicher Mitarbeiter
von Otto Niebergall)
Berufung von Manfred Steiger als Kandidat