Aufgaben und Organisation:
Die NDPD wurde 1948 als Interessenvertretung für Angehörige der ehemals kleinbürgerlich-städtischen Mittelschichten, für kleine und mittlere Angestellte, für Handwerker und Gewerbetreibende und vor allem für ehemalige Berufssoldaten und Offiziere gegründet. Die Partei knüpfte an keine Vorgänger oder Vorbilder in der deutschen Geschichte an.
Bereits im SMAD-Befehl Nr. 35 vom 26.02.1948 wurde festgestellt, dass allen nichtbelasteten NSDAP-Mitgliedern und NS-Anhängern die Chance zur Mitarbeit beim Aufbau eines neuen Deutschlands gegeben werden sollte. Keine der bereits bestehenden Parteien wurde dafür als geeignete Basis gesehen.
Am 25.05.1948 fand eine Beratung der Vorsitzenden der Landes- und Gründungsausschüsse statt. Am 12.06.1948 schlossen sich die Gründungsausschüsse der Länder der SBZ (ohne Berlin) zum vorläufigen Zonenausschuss der "National-Demokratischen Partei" zusammen. Bereits am 16.06.1948 wurde die NDPD von der SMAD als Partei zugelassen.
Die Strukturen der NDPD waren dem Parteiaufbau der >>SED sehr ähnlich. Der Parteitag als höchstes Organ der NDPD fand anfangs jährlich, dann in größeren Abständen statt. Seine Teilnehmer wählten aus ihrer Mitte den Parteivorsitzenden und den Hauptausschuss (bis 1951 Hauptvorstand). Zwischen den Parteitagen übernahm der Hauptausschuss die Funktion des höchsten Organs. Zur Behandlung wichtiger Probleme konnte er Parteikonferenzen einberufen. Er wählte den PV, das Sekretariat und die Parteikontrollkommission. Vorsitzende der NDPD waren Lothar Bolz (1948-1972), Heinrich Homann (1967-1972 geschäftsführender Vorsitzender, 1972-1989), Günter Hartmann (1989-1990), Wolfgang Glaeser (1990) und Wolfgang Rauls (1990).
Die NDPD war im >>Demokratischen Block und in der >>Nationalen Front organisiert. Sie bildete eine Fraktion in der Volkskammer und arbeitete in deren Ausschüssen mit. Sie stellte einen Stellv. des Vorsitzenden des Staatsrates und ein weiteres Mitglied für dieses Gremium sowie ein Mitglied des MR, das zugleich Stellv. des Vorsitzenden des MR war.
Die NDPD hatte einen eigenen Verlag - den >>Verlag der Nation. Die parteieigenen Betriebe waren in der >>VOB National zusammengefasst.
Ausgehend von den beginnenden gesellschaftlichen Veränderungen im Herbst 1989 versuchte die NDPD, ein eigenes Profil zu finden, was ihr letztendlich jedoch nicht gelang. Am 07.12.1989 trat sie aus dem Demokratischen Block aus. Der 14. Parteitag im Jan./Febr. 1990 brachte nicht die erhofften Ergebnisse. Bei den Volkskammerwahlen am 08.03.1990 erreichte die NDPD nur 0,39 % der Stimmen. Am 28.03.1990 schloss sie sich dann dem Bund Freier Demokraten an. Dieser wiederum vereinigte sich am 11.08.1990 mit der F.D.P. der DDR, der Deutschen Forumpartei und der bundesdeutschen FDP zur ersten gesamtdeutschen Partei.
Bestandsinformation:
- Protokolle und Materialien zur Vorbereitung und Auswertung der zentralen Parteitage, Berichte und Informationen zu Landesparteitagen, in geringerem Umfang zu einigen Bezirksparteitagen
- wenige Unterlagen zu Parteikonferenzen, weitgehend vollständige Protokolle und Vorlagen sowie die Arbeitsunterlagen einzelner Gremien (Hauptvorstand/Hauptausschuss, Geschäftsführender Hauptvorstand, PV bzw. Präsidium des Hauptausschusses und Sekretariat des Hauptausschusses)
- umfangreiche Unterlagen zur Tätigkeit der Büros der Vorsitzenden Lothar Bolz, Heinrich Homann und Günter Hartmann, kaum Unterlagen zu den letzten Vorsitzenden Wolfgang Glaeser und Wolfgang Rauls
- aus dem Kreis der stellv. Parteivorsitzenden ist die Überlieferung des Sekretariats von Vincenz Müller hervorzuheben
- in sehr unterschiedlichem Umfang Schriftgut der für die Anleitung bestimmter Sachgebiete, Abteilungen und Referate zuständigen Sekretariate und der einzelnen Abteilungen.
Die NDPD hatte ebenso wie die anderen Parteien ein eigenes Archiv, das allerdings als ein solches nicht wirksam wurde. Das Schriftgut wurde in den einzelnen Büros, Sekretariaten bzw. Abteilungen aufbewahrt und nur sporadisch an das Archiv abgegeben. Die Aktenbildung in den Strukturteilen war sehr unsystematisch und wurde im Archiv nicht korrigiert. Zum erheblichen Teil ist es heute nicht mehr möglich, eine Trennung nach Organisationseinheiten vorzunehmen und die Unterlagen eindeutig einzelnen Akten zuzuordnen.